Ein wesentliches Thema der Gemeinderatssitzung am 7. 11.2024 war der Pflegestandort Weissach im Tal.
Besonders betroffen machte uns der Sitzungsverlauf. Die an dem Thema Altenpflege interessierten Besucher der Sitzung – überwiegend schon ältere Personen – mussten mehr als 4 Stunden auf diesen TOP warten. Eine von der OGL vor der Sitzung geäußerte Bitte auf Vorverlegung dieses Punktes wurde mit Verweis auf die geladenen Referenten abgelehnt. Warum nicht schon von vornherein eine besucherfreundlichere Reihenfolge festgelegt wurde, ist für uns nicht nachvollziehbar.
Die Einsicht der Gemeinde, die Eigentümer in Ihrem Bemühen um den Erhalt des bestehenden Pflegeheimes zu unterstützen ist zu begrüßen, kommt aber spät und greift zu kurz. Warum die 5- jährige Befristung? Das Gebäude ist ca. 25 Jahre alt. Kein Alter für ein Gebäude! Heimaufsicht und Sozialministerium haben in ihren Schreiben an die Interessengemeinschaft ein großes Entgegenkommen signalisiert. Viele von den anfänglich genannten Problemen haben sich in Luft aufgelöst. Insbesondere haben sich die ursprünglich angenommenen Umbaukosten auf ein Zehntel reduziert. Die vom Betreiber, dem Alexanderstift geforderte Zimmerzahl von 45 kann erhalten bleiben, nachdem lange Zeit von einer Halbierung ausgegangen wurde. Die Eigentümergemeinschaften haben sich auf Basis der realistischen Zahlen verständigt. Die Landesheimbau-VO wurde längst nicht so streng umgesetzt wie ursprünglich angenommen.
Ein nicht befristeter Weiterbetrieb würde der Gemeinde mehr Flexibilität und einen größeren Handlungsspielraum verschaffen. Unklar bleibt die auch in der Sitzung nicht beantwortete Frage, in welcher Form und in welchem Umfang die Gemeinde eine Unterstützung gewährt.
Den Pflegestandort erhalten wollen alle. Die OGL möchte jedoch eine ausreichende und für die Bürger bezahlbare Betreuung sicherstellen. Keine Behörde will das bestehende Heim schließen. Das wurde immer wieder betont. Hat sich die Gemeinde hinsichtlich Neubau zu sehr vom Alexanderstiftes und anderen Interessenten treiben lassen.
Der Anteil der älteren Bevölkerung wächst. Das ist unstrittig. Wieviel von diesen älteren Menschen aber in Pflegeheime gehen, ist völlig unklar. Welchen Bedarf an stationären Heimplätzen werden wir in Weissach künftig haben?
Die Tendenz geht „zu ambulant vor stationär“, die Menschen wollen möglichst lange in ihrer häuslichen Umgebung bleiben. Eine Vielzahl alternativer Konzepte wird angeboten: Tagespflege, mobile Dienste, häusliche Pflege um nur einige zu nennen.
Ganz entscheidend wird auch sein: Wer wird sich künftig noch eine stationäre Pflege leisten können? Schon jetzt beträgt die Zuzahlung ca. 4000 € pro Person und Monat. Wie hoch werden erst die Kosten sein, wenn das neue Pflegeheim fertig gestellt ist? Auf jeden Fall deutlich höher. Abschreibungen, Zinsen Anlegerrendite müssen bezahlt werden.
Viele ungeklärte Fragen: Wir haben in Weissach leistungsfähige mobile Dienste. Die Anbieter mobiler Dienste befürchten von einem neuen, größeren Heim zunehmende Konkurrenz um das knappe Personal, was sich auch auf deren Kosten auswirken wird. Ein neues Heim wirkt preistreibend auf allen Ebenen der Altenpflege.
Um eine bezahlbare, bürgerfreundliche Versorgung sicherzustellen, müssen alle Beteiligten an einen Tisch gebracht werden, um eine optimal verzahnte Versorgung sicherzustellen.
Auch ist zu fragen, wie ein neues Seniorenheim finanziert werden kann? Der ohnehin schon sehr angespannte Gemeindehaushalt wird das nicht zu lassen. Werden künftig Investoren die Richtung vorgeben?
Nicht zuletzt sollten wir auch daran denken, dass hier wieder eine Fläche von 7500 qm unwiederbringlich versiegelt würde. Mit der Gemeinderatsentscheidung ist der Zug in Richtung Neubau ins Rollen gebracht worden. Eine seriöse, belastbare Bedarfsplanung haben wir nicht.
Für die OGL Weissach im Tal
Reinhard Knüdeler